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Riskantes Hobby

Tausende von Sondengängern und neuerdings auch Magnetfischern sind auf der Jagd nach dem verlorenen Schatz. Sobald Kampfmittel ins Spiel kommen, wird es hoch gefährlich und schnell rechtswidrig.

Einen Schatz zu finden - diesen Traum hat wohl jeder schon einmal geträumt. Doch diese Freizeitbeschäftigung ist nicht ohne. Zum einen werden dadurch regelmäßig Denkmäler und gegebenenfalls auch die Totenruhe gestört, zum anderen ist das Risiko immer dabei. Schließlich liegen in Boden und Wasser nach wie vor Tonnen hochexplosiver Kampfmittel.

Detektorsignal sagt nichts über den Fund

„Bei jedem Detektorsignal kann nicht nur eine Bierdose, ein Kronkorken oder eine Römermünze unter dem Suchteller liegen, sondern eine Panzergranate, eine Giftgasgranate, eine Mine oder ein nur wenige Zentimeter großer Zünder, welcher allein schon in der Lage ist, dem Finder die Hand zu zerfetzen“, schrieb André Schoellen 2015 in den Archäologischen Informationen.

Beschädigte Zündmechanismen

Vieles von dem, was an Kampfmitteln noch in und am Boden liegt, sind Blindgänger, also Kampfmittel, die nicht ordnungsgemäß funktioniert haben. „Oft sind die Zündmechanismen beim Aufprall beschädigt worden, oder Korrosion hat sie mittlerweile marode werden lassen. Es ist ja nicht ohne Grund so, dass wir Kampfmittel immer öfter vor Ort sprengen müssen, weil das Transportrisiko zu hoch ist“, sagt der erfahrene Feuerwerker Gerd Schicht von SafeLane Global.

Meldepflicht bei Munitionsfunden

Es gibt unter den Hobbysondierern und Magnetanglern sehr verschiedene Leute. Viele gehen umsichtig mit Funden um und melden diese auch den staatlichen Kampfmittelräumdiensten. „Gefährlich sind die, die auf internen Foren kundtun, man solle den Kampfmittelbeseitigungsdiensten nichts melden, um Repressalien zu vermeiden. Das führt dann dazu, dass brandgefährliche Munition liegengelassen wird“, weiß Janin Strobl, ebenfalls Feuerwerkerin bei SafeLane Global. Wie gefährlich diese Kampfmittel auch Jahrzehnte nach dem Ende des Krieges sind, zeigen beispielsweise Selbstentzündungen sowie die Explosionen bei Waldbränden.

Gefährliche Verletzungen

Den Schatzsuchern ist dieses Risiko oft nicht bewusst – und auch nicht ihre Lage im Falle von Verletzungen. „Wir hatten hier in Franken 2020 einen Unfall beim Delaborieren zu Hause, bei dem sich ein Sondierer schwerste Handverletzungen zugezogen hat. Auch gab es mehrere Verletzungen mit liegengebliebener Munition, insbesondere mit weißem Phosphor, der sich etwa in Handgranaten, Granaten und selbst kleinkalibriger Infanteriemunition findet“, sagt Janin Strobl.

Für zum Teil noch gefährlicher hält sie das Magnetfischen: „Oft werden sehr starke Tellermagnete genutzt. Die können noch vorhandene Sicherungselemente in Zündsystemen deaktivieren und eine Detonation auslösen. Der Angler hat dann gerade mal noch vier Sekunden Zeit, um 100 m wegzulaufen und den Gefahrenradius für Splitterflugverletzungen zu verlassen.“ 

Verletzte müssen sich gegebenenfalls an Behandlungskosten beteiligen

„Verletzen sich gesetzlich Versicherte bei einem von ihnen begangenen Verbrechen oder einem vorsätzlichen Vergehen, kann die Krankenkasse diese Versicherten unter Umständen an den Kosten der Leistungen in angemessener Höhe beteiligen und das Krankengeld ganz oder teilweise für die Dauer dieser Krankheit versagen und zurückfordern. Jede Kasse prüft und entscheidet das im Einzelfall“, erläutert Claudia Widmaier, Pressereferentin im Stabsbereich Kommunikation des GKV-Spitzenverbandes.

Verstoß gegen das Waffen- und Kriegswaffengesetz

Die Rechtslage ist klar: Schon die gezielte Suche nach Munition ist verboten. Wer Munition findet, muss dies der Polizei melden. Wer Munition zurücklässt oder nachlässig vergräbt, handelt rechtswidrig. Und wer Kampfmittel sammelt und lagert, verstößt sogar gegen das Waffen- und Kriegswaffengesetz.

Störung der Totenruhe

Nicht zuletzt stören die Schatzsucher regelmäßig die Totenruhe. „Wer auf der Jagd nach Militaria ist, macht oft nicht Halt, wenn er auf getötete Soldaten trifft. Ihre Gebeine werden immer wieder geplündert und anschließend wieder vergraben - oft tiefer als vorher, sodass sie nicht mehr auffindbar sind und sich mit Sicherheit nicht mehr in der ursprünglichen Lage befinden“, beklagt Joachim Kozlowski vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Keine Nachahmer motivieren

Janin Strobl sieht auch die Medien in der Verantwortung: „Wer auf seiner Titelseite Hobbymagnetangler mit ihrem Funden posieren lässt, ruft geradezu Nachahmer auf den Plan.“

Auf frischer Tat ertappen lassen sich die Munitionsjäger kaum. „Man sieht es erst an den Taten“, sagt Gerd Schicht. Die Suche nach Kampfmitteln mag – gerade in Deutschland – zwar ein verlockendes Hobby sein. Gleichwohl ist sie verboten und wird immer riskanter für Beteiligte wie Unbeteiligte.

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